Taufschale nach 64 Jahren wieder in der St. Katharinen-Kirche 

Beim Betrachten alter Photos unserer Kirche entdeckten Herr Pastor Johannsen und ich auf einem Photo von 1906 die Abbildung einer großen Taufschale, die neben unserem Taufbecken von 1457 abgebildet ist.
Meine Neugier, etwas über diese Taufschale zu erfahren, war geweckt. Aber eine Suche auf dem Kirchenboden und im Kircharchiv verlief negativ.
Der nächste Schritt führte mich zum Landesdenkmalamt. Hier war die Suche erfolgreich:

In den Unterlagen über unsere Kirche befindet sich ein Schreiben vom 15.10.1943, in dem dem Landesmuseum von Schleswig-Holstein, damals noch in Kiel ansässig, die Taufschüssel als Leihgabe übergeben worden war. Das war eine kluge Entscheidung des damaligen Kirchenvorstandes. So musste die Taufschale nicht, wie zwei versilberte Messingkerzenhalter von 6,5 kg, für Kriegszwecke abgeliefert werden. Bei weiterem Nachblättern stieß ich auf ein Schreiben vom 16.09.1946, in dem unser damalige Pastor Eydam um die Rückgabe der Taufschale bat. Bei dieser Bitte traten einige Schwierigkeiten auf, denn das Landesmuseum war durch Bomben im 2. Weltkrieg zerstört worden und es wurde vermutet, dass die Taufschalemit vielen anderen Ausstellungsstücken in das Herrenhaus nach Weißenhaus oder in das Herrenhaus Güldenstein ausgelagert worden war. Zum damaligen Zeitpunkt bestand keine Möglichkeit, die Taufschale aufzufinden. Der Briefwechsel zog sich über drei Jahre hin und erlosch aus nicht bekannten Gründen mit zwei Schreiben des Landesmuseums vom 26.08.1949 und 12.09.1949.


Das alte Taufbecken  in der St. KatharinenKirche

Mein nächster Weg führte mich vor einigen Wochen, ausgestattet mit den Bildern und dem Briefwechsel von 1943-1949, in das Landesmuseum im Schloss Gottorf nach Schleswig. Nun endlich hatte ich unsere alte Taufschale wieder gefunden! Groß war die Freude, als der zuständige Kunsthistoriker Dr. Schneider mit mir ins Archiv ging und ich die Taufschale in den Händen hielt. Aber wie hatte sie in den Jahrhunderten, die sie in unserer Kirche auch als Abdeckung für das Taufbecken gedient hatte, gelitten. Unsachgemäße Reparaturen vor dem Krieg und wohl nicht zuletzt auch Schäden durch mehrmalige in Eile vorgenommene Umlagerungen während des Krieges hatten ihre Spuren hinterlassen.

 


Die alte Taufschale ist zurück in Probsteierhagen

In einer Kirchenvorstandssitzung berichtete ich dem Kirchenvorstand von der Taufschale und ihrem Zustand und zeigte neuwertige Photos. Einstimmig wurde beschlossen, die Taufschale wieder in unsere Kirche zurückzuholen, um dann nach einem Gutachten eventuelle Restaurierungen durchführen zu lassen.

Am 13.06.2007 fuhr ich nach Schleswig und habe nach 64 Jahren unsere Taufschale wieder in die St. Katharinen-Kirche nach Probsteierhagen geholt.
Am 08.07.2007 wurde sie im Rahmen eines Taufgottesdienstes der Gemeinde zurückgegeben.

Zum Abschluss eine kurze Beschreibung der Taufschale :

Messing, achteckig, Durchmesser 81 cm. Der etwa 15 cm breite Außenrand ist innen und außen mit einer Reihe runder Buckel eingesäumt. Zwischen getriebenem und leicht gepunktetem Rankenornament mit Blüten liegen vier Personen mit entblößten Oberkörpern. Ein höfisch gekleidetes Paar steht sich, durch den Spiegel getrennt, gegenüber. Der Spiegel ist von einem mit einer Reihe großer Buckel umrahmten Band eingesäumt, dem sich nach innen ein Ornamentfries mit Tulpenblüten und vier Pfauen anschließt. Auf dem erhabenen Spiegel ist mit dünnen gehämmerten Strichen eine höfisch gekleidete Dame dargestellt, die ihren linken Arm angewinkelt hat und vom Betrachten aus nach links blickt. Neben vielen kleineren Beschädigungen ist die Schale an drei Ecken stark ergänzt. Auf der Rückseite befindet sich folgende Gravur: Bartram Daren Anno1661. Batram Daren war von ca. 1661-1673 Organist und Schullehrer in Probsteierhagen.

Horst Perry
12/2013